Andrea Knobloch

 

 

Die ursprüngliche, von Andrea Knobloch entwickelte Idee → "Das Glück liegt auf der Straße (II)" wird aus Kostengründen sowie aus strukturellen und konzeptionellen Erwägungen nicht realisiert.

 

 

Andrea Knobloch

stadtraum.org

Markus Ambach
(geb. 1963)

Andrea Knobloch
(geb. 1961)

leben in Düsseldorf
stadtraum.org.mobil: touring the city

Analyse
Die Aufführungspraxis "Kunst" kommt auf dem zur Verfügung stehenden "Spielfeld" Berlin-Neukölln in zwei Gebrauchsvarianten vor: der repräsentativen Außenskulptur (als Zeichen staatlicher/privater Macht) und dem soziokulturellen Kunstprojekt (als Zeichen staatlicher/privater Ohnmacht).
Ausstellungsvorhaben im "öffentlichen" Stadtraum, die einen legalen Status anstreben und gleichzeitig im Kunstkontext rezipiert werden wollen, lassen sich nur mit der Unterstützung lokaler Verwaltungsinstanzen durchführen. Aber gerade diese sind es, die als mehr oder weniger sichtbare Machtapparate Gestaltungs- und Nutzungsweisen des Stadtraums verwalten. Ausstellungsvorhaben produzieren hier zu allererst temporäre Komplizenschaften zwischen Organisator/innen, Künstler/innen und regulierenden Instanzen. Die daraus folgende temporäre "Besetzung" von städtischen Räumen durch Kunstprojekte kann als Privatisierungstrategie gelesen werden, insofern sie sich bereits vorhandene spezifische Gebrauchsweisen städtischer Räume und die dabei aufgeführten Inszenierungen des alltäglichen Sozialen als künstlerisches "Material" aneignet, diese ignoriert oder problematisiert. Die Realisierung von aus dem Kunstinternen in die Stadt importierten Interessen an der Durchführung eines künstlerischen Projekts auf "öffentlichem" Terrain lässt sich daher mit dem Motiv der Kritik an der fortschreitenden Privatisierung des öffentlichen Raums nur schwer begründen. Kunst wird zum Stellvertreter obrigkeitlicher Regulierungen bzw. individueller Verwertungsinteressen und übersetzt öffentlichen Stadtraum in einen exklusiven "Präsentationsraum", der den ohnehin schon vorhandenen weitere Nutzungsregulierungen hinzufügt.

stadtraum.org
stadtraum.org thematisiert "Kunst im stadtgesellschaftlichen Kontext". Gefragt wird nach den spezifischen Qualitäten und Eigenschaften des sogenannten "öffentlichen" Stadtraums sowie nach der Position, die Kunst in diesem Raum einnehmen kann; den Bedeutungen, die sie darin produziert und den Ansprüchen und Erwartungen, die von der Stadtgesellschaft an Kunst gerichtet werden. Im Rahmen von "Okkupation" werden wir den Stadtraum Neukölln besuchen und im Hinblick auf die genannten Zusammenhänge erforschen.
Drei wesentliche Handlungsebenen in Bezug auf Kunst in der Stadt lassen sich unterscheiden:
  1. Die Ebene der Alltagsroutine (Sozialraum Stadt, Erwerbsraum Stadt, Infrastruktur)
  2. Die Ebene der Stadtgestaltung (Bestandserhaltung, Stadtentwicklung)
  3. Die Ebene der Stadtvermarktung (Identitätskonstruktion, Repräsentation, Tourismus)


Drei Sichtweisen lassen sich aus diesen Handlungsebenen herauslesen:
  1. Die Binnensicht der Nutzer/innen von Stadträumen
  2. Der regulierende Blick der kommunalen Verwaltung/der privaten Verwerter
  3. An ein externes Publikum adressierte Stadtvisionen und -inszenierungen

Aufwertung, Dekoration, Unterhaltung, Disziplinierung und Erinnerung bzw. Mahnung sind die wesentlichen Aufgaben, die Kunst in der Stadt zugeschrieben werden. Ziel unseres Projekts ist es, eine Ebene der Kommunikation über Kunst in der Stadt aufzumachen, die sich diesem Aufgabenkatalog zunächst entzieht.

Sichtbares Zeichen für die Suche nach dem "Ort" der Kunst im stadtgesellschaftlichen Kontext von Neukölln wird das stadtraum.mobil sein, ein Wohnwagengespann, das sich als reisende Skulptur durch die Quartiere bewegt und an ausgewählten Standorten temporär Station macht. Die Route durch den Bezirk wird nicht vorab festgelegt. Sie entwickelt sich aus Gesprächen mit Stadtnutzer/innen, die wir nach Kunst-Orten im Bezirk fragen. Ausgehend von einem zentralen Punkt werden wir uns entlang der erhaltenen Empfehlungen orientieren. Als touristisch interessierte Besucher/innen - diese Rolle nehmen wir während unseres Aufenthaltes ein - produzieren wir einen Kommentar zu Kunst im Stadtraum Neukölln, der sich als Weg durch diesen städtischen Raum nachlesen lässt. Als Abschluss unserer "Reise" verlassen wir die distanzierte Perspektive der vorübergehenden Besucher/innen und nehmen die Rolle des Insiders an: Als Stadtführung formuliert wird die während unseres Aufenthalts ermittelte Route zu Kunstorten Neuköllns einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Wir möchten mit unserem Projekt das Konzept der "Aus-Stellung" von Kunst im Stadtraum produktiv hinterfragen, in dem wir die dem Format innewohnenden Handlungsstereotype anders anordnen und nutzen. Der künstlerische Eingriff selbst - eine von uns moderierte Führung - rückt an den Rand bzw. an das Ende der Ausstellung. Das üblicherweise vor ab Aufsuchen und Betrachten von Stadt, um Anknüpfungspunkte für die Produktion von unter den Bedingungen des Öffentlichen herzeigbarer Kunst zu ermitteln, wird in den Ausstellungs-Zeitraum hinein verlagert. Der Zugriff der Ausstellung auf die Repräsentationen von Aufwertung, Dekoration, Unterhaltung, Disziplinierung und Erinnerung bzw. Mahnung durch Kunst wird umgeleitet und zur Nebensache, die Frage nach der Position von Kunst im stadtgesellschaftlichen Kontext steht im Mittelpunkt des Interesses.

 

 


 

 

stadtraum.org.mobil: touring the city

 

 

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